Kirche und Pfarre
Das Patrozinium zum Hl. Erzengel Michael deutet auf einen karolingischen Ursprung in bereits um das Jahr 900 verstreut fränkisch-bayrisch besiedeltem Gebiet hin. Im Zuge der großen 2. bayrischen Landnahme wurde bald nach 1100 ein typisches Kirchendorf gegründet. Die wehrhafte Kirche erhielt wie üblich einen erhöhten Platz über dem planmäßig angelegten Straßendorf und ist bis heute vom Friedhof umgeben.
Der erste „Leutpriester“ namens Martinus ist 1347 nachweisbar. Die Kirche war wahrscheinlich schon zu dieser Zeit als Lehen im Besitz der nicht mehr bestehenden Kirche St. Ulrich vor den Mauern Wiener Neustadts. Wie einige Nachbarkirchen (z.B. St. Egyden) soll sie in konstanter Überlieferung auch im Besitz des Kreuzfahrerordens der Tempelritter gestanden sein, der 1308 aufgelöst wurde.
Seit Anbeginn unterstand die Kirche der Diözese Salzburg, deren „Neustädter Distrikt“ im südöstlichen Niederösterreich von der Steiermark her pfarrmäßig organisiert und verwaltet wurde. Der Pfarrbezirk umfasste seit jeher die heutigen Gemeinden Grünbach am Schneeberg und Schrattenbach, bis 1783 auch die heutige Pfarre Maria Kirchbüchl – Rotengrub.
1445 kam die Kirche mit St. Ulrich an das dort errichtete Kloster der weltlichen Chorherren, das 1459 in den Besitz der regulierten (Augustiner) Chorherren gelangte. Etwa in dieser Zeit erfolgte die Vergrößerung des Kirchenschiffes und des spätgotischen Altarraumes.
Bei sämtlichen Türkenstürmen ( 1529, 1532, 1683 ) wurden die Kirche und der Pfarrhof schwer beschädigt. Nach 1529 hatte auch St. Ulrich zu bestehen aufgehört und die Kirche gelangte samt ihrem Grundbesitz an den Bischof von Wiener Neustadt, obwohl sie kirchenrechtlich weiter Salzburg unterstand.
1683 fanden viele der in die Kirche geflüchteten Pfarrkinder den Tod, der Pfarrer Matthias Fabritius wurde bis Petronell verschleppt und dort getötet. Wegen der beständigen Armut der Pfarre erfolgte der Wiederaufbau nur schleppend und eingeschränkt. So fehlen noch heute die ursprünglichen Kreuzrippen der Gewölbe und das steinerne Maßwerk der Fenster. Die Seelsorge durch einen Pfarrer, der Jahrzehnte im baufälligen Pfarrhof hausen musste, war nur kurzzeitig unterbrochen, die ältesten erhaltenen Matriken beginnen jedoch erst 1726.
Erst durch die Bemühungen des Einsiedlers Anton Krenn, der von 1747 – 1791 bei Grünbach in einer Klause lebte, konnte eine bescheidene Ausstattungsverbesserung des Kircheninneren erreicht werden. Auch die älteste der drei Glocken der Kirche stammt als einzige aus dieser Zeit. Sie trägt die Aufschrift „Mich goss Christoph Packendorff Anno 1757“ und überdauerte sämtliche Zwangs-Metallablieferungen der späteren Kriege.
Nach einem kurzen Zwischenspiel unter dem Bistum Wiener Neustadt und St. Pölten wurde die Pfarre 1785 unter Joseph II. endgültig der Diözese Wien zugeordnet.
Durch den Steinkohlenbergbau von 1825 – 1965 mutierte die ursprünglich rein bäuerliche Pfarre zu einer Industrieortpfarre. 1865 wurde die heute noch bestehende Orgel und 1889 ein neugotischer hölzerner Hochaltar errichtet
Unter Dechant Heigel ( 1936 – 1973 ) erhielt die Kirche einen neuen Altar aus weissem Marmor, den heutigen Marienaltar, die Glasmosaikfenster und die zahlreichen Wandmosaiken. Als Grünbach 1945 durch 22 Tage in der Frontlinie lag, wurde die Kirche weniger, der Pfarrhof aber so schwer beschädigt, dass er abgerissen werden musste.
Heute ist nach der Auflassung des Bergwerks 1965 die Pfarre eine Wohnsitzpfarre mit vielen Auspendlern und Pensionisten. Die Kirche ist tagsüber ständig geöffnet.