Der Performancekünstlerin und Initiatorin von Urhof20 – Kunsthaus Grünbach am Schneeberg – Bea von Schrader wurde am 3. November 2023 der niederösterreichische Kulturpreis – Würdigungspreis im Bereich der Darstellenden Kunst durch Landeshauptfrau Johanna Mikl Leitner im Festspielhaus St.Pölten verliehen.
Bea von Schraders
Tanz der Zukunft –
ein Schöpfungsakt
der Gegenwart.
Selbst wenn man nichts hat, keine Worte, keine Sprache, keine Töne, keine Musik, keinerlei Hilfsmittel, dann hat jedes Wesen die ureigene Möglichkeit alles mit Mimik, Gesten und Körper auszudrücken.
Den Körper als Ausdrucksmittel zu nutzen, entwickelte sich über die Jahrtausende zum Tanz, und wer heute diese Form der Kommunikation in Verbindung setzt mit anderen Kunstsparten und den Errungenschaften jüngster Technologien, kreiert neue Welten.
In Grünbach, im Süden von Niederösterreich steht der urhof20, früher auch bekannt als Grünbacherhof oder Arbeiterheim. Es ist eine 100 Jahre alte Kulturstätte, ein Kinotheater, das lange stillstand, bis die Künstlerin Beatrix von Schrader kam, sah und mit ihrer Energie, ihrem Durchsetzungsvermögen und ihrem künstlerischen Potenzial schließlich siegte.
Die 1968 als Pfarrerstochter in Linz geborene Beatrix von Schrader genoss in ihrer Jugend sowohl eine tänzerische als auch eine musikalische Ausbildung (Violine, Gitarre und klassischer Gesang). Während ihrer Lehrjahre fand sie bald im modernen Ausdruckstanz ihre wahre Heimat. Weitere Stationen ihres Studiums in Wien, Amsterdam, San Francisco und Tokyo festigten ihre Kenntnisse in Butoh, New Dance und im experimentellen Theater.
Inspiriert von den Tanzpionierinnen der 1920er Jahre, im Besonderen von Isadora Duncan, entwickelte Beatrix von Schrader ihren ganz persönlichen Stil, ihren Tanz der Zukunft. Seit 1990 arbeitet sie national und international immer wieder im Austausch mit Kunstschaffenden aus den Bereichen Musik, Malerei, Literatur, Design und Medienkunst.
„Als ich am 8. April 2008 zum ersten Mal im Saal stand, konnte ich meinen Augen nicht trauen, denn ich erkannte die Säulen und Rundbögen wieder, die ich in einer Vision drei Monate zuvor gesehen hatte.
Nachdem der damalige Besitzer sehr offen einer künstlerischen Nutzung gegenüber war, krempelte ich die Ärmel hoch und begann Schutt und Müll zu entfernen, um ein wundervolles 300 Quadratmeter großes Eichenparkett auszugraben.
Endlich am 8.8.2008 konnte ich zum ersten Mal Musik hören, und versuchte immer wieder die Schleusen zu einer Revitalisierung aufzutanzen.
All die Jahre war ich begleitet von guten Geistern, Freundinnen und Freunden, die mir halfen an das Projekt zu glauben, nicht den Mut zu verlieren und kraftvolle Erneuerungen und großartige Verwandlungen zu erleben“, schreibt Bea von Schrader auf der Website des urhof20. Seit der Gründung des urhof20 entstand in Grünbach eine Keimzelle für eine visionäre Art von Kunstproduktionen. Die eigenwillige Verknüpfung verschiedener Sparten ließ einen Ort entstehen, in dem sich transmediale Kunst definiert, reflektiert und neu kreiert – ein Schöpfungsakt der Gegenwart.
Schließlich wurde dieses bauliche Juwel aus den 1920ern ein Zentrum für regionale und überregionale Performancekunst. Auf der Website des urhof20 steht zu lesen:
Ur – steht für die Heimat im Ur-Sein durch den Tanz
Hof – steht für das ehemalige Arbeiterheim, den Grünbacherhof
20 – steht für Vergangenheit, Gegenwart und Zukunft – in den
20er Jahren erbaut, 20 Jahre leer gestanden, soll der Wiederaufbau
bis 2020 abgeschlossen sein.
Der Wiederaufbau ist mittlerweile tatsächlich abgeschlossen. Das Ziel, diese historische Kulturstätte zu revitalisieren und zu erhalten, hat Bea von Schrader nie aus den Augen verloren. Unbeirrt von Zurufen aus den unterschiedlichsten Richtungen, musste sie gegen viele Unwetter ankämpfen, war 2020 fast am Aufgeben, doch gemeinsam mit dem Mitstreiter, Beatrix von Schraders künstlerischem Talent, ist der urhof20 heute ein renommierter Treffpunkt für internationale Performancekunst.
Dieser Schöpfungsakt der Gegenwart hat Zukunft!
MERCEDES ECHERER
Im Rahmen des Events „SUNERGY“ gratulierte auch Bürgermeister Mag. Peter Steinwender zu dieser Auszeichnung.