Kohle auf einem Acker
Der Schustermeister Legenstein hatte „einen gar lustigen Gesellen im Dienste“, berichtete 1947 die Grünbacher Volksschullehrerin Trude Klinghofer, der wegen seiner struppigen Haare und seiner musikalischen Begabung von den Leuten kurzweg der „kraupate Schuasta mitn Posthörndl“ genannt wurde. Er mochte wohl überall seine Nase dabei gehabt haben und als lustiger Geselle bei jedermann gerne gesehen worden sein. So zeigte ihm der Kogelbauer einmal ein paar eigenartige, schwarze Steine, die er auf seinem Felde ausgeackert hatte. Der Schustergeselle betrachtete diese von allen Seiten und steckte sie schließlich in den Ofen. Als es darinnen zu prasseln und zu brennen anhub, liefen alle Hausbewohner auf und davon, in der Meinung, der Teufel sei ins Haus gefahren. Doch der Schustergeselle hatte erkannt, dass diese Steine nichts anderes waren als gute Stücke schwarzer Steinkohle.
Sollte auch die Geschichte der historischen Wahrheit nicht entsprechen, so ist sie doch gut erfunden. Steinkohlestücke, sogar Ausbisse, wie die Bergleute und Geologen das Zutagetreten kohleführender Schichten nennen, findet man noch heute bei der Kogelbauerwiese und auch an anderen Stellen des ehemaligen Grünbacher Steinkohlereviers.
Der Plan des Steinkohlevorkommens wurde 1954 von Ing. Negrelli erstellt und gilt noch heute als das genaueste geologische Tiefenprofil der Grünbacher Mulde. Abbauwürdig sind sie allesamt jedoch nicht mehr. Wann genau diese bedeutsame Entdeckung eines Schustergesellen gemacht wurde, wird nicht erzählt. Mit dem gewerbsmäßigen Abbau der Flöze begann man jedenfalls 1823. Doch schon viel früher war den Geologen das Kohlevorkommen von Grünbach am Schneeberg bekannt. 1804 berichtet das in Brünn erscheinende „Patriotische Tagesblatt“ über Fossilien, die in den kohleführenden Ablagerungen des Grünbacher Beckens vorkommen. Niemand ahnte damals, dass in dem kleinen Bauerndorf mit etwa 20 Häusern – 1991 waren es 664 – der Kohle einst der Stellenwert von „Schwarzem Gold“ zukommen sollte, das Hunderte Knappen aus 1100 m Tiefe ans Tageslicht fördern werden.
Der Bergbau auf Steinkohle wurde 1965 eingestellt. Zuletzt waren die Bergleute den Kohleflözen bis in eine Tiefe von 1100 m gefolgt.