Künstler Heimat Miesenbach
Grünbach, seine Landschaft und seine Geschichte
Der weite Blick vom nordöstlichen Ausläufer des Geländes über das Miesenbachtal ist immer wieder berauschend. Der landschaftliche Wechsel zwischen den Gipfeln der Gutensteiner Alpen, dem Plateau der Hohen Wand und den tief eingeschnittenen Tälern begeistert nicht nur heute, er zog die Wiener bereits im Biedermeier – trotz der schwierigen und langwierigen Anreise – in Scharen an. Freilich, sie kamen auch in der Absicht, dem König der „Norischen Alpen“, demSchneeberg, einen Besuch abzustatten.
Aber nicht nur die Wiener begeisterten sich für diese Landschaft, auch die Einheimischen und jene, die sich als „Zugroaste“ hier auf Dauer niederließen, wussten um die Schönheit unserer Heimat.
Einer von ihnen, Jacob Gauermann – entstammte einer Tischlerfamilie aus dem schwäbischen Öffingen, lebte in Scheuchenstein. Gauermann, ursprünglich Kunststudent, der seine Fähigkeiten in Rom vervollständigen wollte, war durch die napoleonischen Kriege in Wien festgehalten worden. Dank seines Talents nahm ihn die Wiener Kunstakademie als Mitglied auf, er wurde sogar Kammermaler Erzherzog Johanns. In Wien heiratete er auch. Seine Frau stammt aus Philippsburg am Rhein, ihre Mutter kam aus Niederösterreich, der Vater aus Mähren.
Nach dem Tod des Vaters nahm sie der Stiefvater – er ist der berühmte Klavier- und Orgelbauer Anton Gabriel Walter aus Würthenberg, der Klaviere für Haydn, Beethoven und Mozart baute – zu sich auf seinem Gutshof in Miesenbach. In Wien hatte sie Jacob Gauermann kennengelernt, der nach der Hochzeit ebenfalls nach Miesenbach zog. Hier erblickte am 20. Juli 1807 Friedrich Gauermann als dritter Sohn des Jacob das Licht der Welt.
Vater Jacob machte seine Söhne mit den akademischen Kunstprinzipien vertraut, lehrte sie die Techniken der niederländischen Maler, erzog sie aber gleichzeitig zu künstlerischer Eigenständigkeit. Friedrich ist sehr begabt.
1824, kaum 17 Jahre alt, darf Gauermann, ohne einen Malkurs besucht zu haben, seine Werke an der Wiener Kunstakademie ausstellen. 1836 wird er Mitglied der Akademie, 1847 zeichnet ihn der König der Niederlande aus, 1848 ernennt ihn die Stadt Wien zum Ehrenbürger.
Ehrungen durch das Kaiserhaus, Preise in Paris und in London machen ihn weltberühmt. Gauermann bleibt dennoch ein „Landkind“. Nach längerem Aufenthalt in Wien kehrt er 1837 nach Miesenbach zurück, und schreibt:
„Ich bin froh, dass ich wieder in der echten Wildnis bin, wo der Brunnengreß auf den Steinen wächst. Alle Tage in einem anderen Wald, und alle Tage reißt’s mich auf eine andere Seite..“